Freitag, 4. November 2016

Blue Thunder #3 / So neu, dass es quietscht...

Dieser dritte Teil des Erfahrungsberichtes zum umfangreichen Biketuning beendet vorerst die 'Blue Thunder' Serie. Es hat etwas gedauert bis zur Veröffentlichung, und das aus gutem Grund. Aber lest selbst...

Eigentlich hätte ich schon ein paar Tage nach dem letzten Post Einen raushau'n können nach dem Motto "Ende Gut, alles Gut". Nur war's leider nicht gut. Also nicht wirklich. Es hat aber, wie so viele Ärgernisse bei diesem Projekt, am Ende nur dazu beigetragen, dass ich mich intensiv mit einigen Themen beschäftigt habe, Experten befragt und natürlich im Internet wild recherchiert habe. Und es ist genau so, wie es der Volksmund formuliert: "Am Ende ist man immer schlauer".

Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, beim glorreichen Zerschneiden brandneuer Schaltzüge, richtig. Neue Schaltzüge hatte ich mir ja nach besagtem Desaster bestellt und wartete nun ungeduldig auf deren Ankunft (und natürlich die der blauen Endkappen!!!). Wie es bei solchen Projekten so geht, waren die von mir auserkorenen Züge plötzlich dann doch nicht sofort lieferbar. Ein kurzer Mailaustausch jedoch behob das Problem insofern, als dass man mir günstigere Züge als Ersatz anbot, die wohl angeblich in puncto Qualität ebenso daherkämen. Gut, Hauptsache schnell, man will ja fertig werden, nicht wahr? Und so konnte ich auch bereits 2 Tage später den Weg zur Packstation antreten.
Dies tat ich Abends, und bin mit dem Paket auch direkt in den Keller, um dort zur Tat zu schreiten. Was soll ich sagen? Hat alles - für meine Verhältnisse - bestens funktioniert! Blaue Endkappen angebracht, Schaltzüge abgelängt, montiert - alles Prima.


Lediglich die Montage des Zuges für die Sattelstütze (KS LEV) war etwas fummelig und bedurfte zweier Anläufe (und auch Schaltzüge, aber ich hab genug bestellt ;-) ). André, der ja schon beim Anbau der Bremsleitungen behilflich war, stand mir hierbei wieder zur Seite. Gemeinsam gingen wir dann auch das Befüllen besagter Leitungen an. Lief...wie soll ich das am besten ausdrücken...bemerkenswert ab.

Es zeigte sich bei diesem Unterfangen, dass ich offensichtlich beim Kauf des Entlüftungskits einen Fehlgriff gemacht zu haben schien. Ich bin nicht 100% sicher, ob es an der Viskosität des Mineralöls oder an der Spritze liegt. Jedenfalls ist es UN.MÖG.LICH. das Mineralöl "behutsam" aus der Spritze herauszubefördern. Das liegt daran, dass man dermassen viel Kraft aufbringen muss, bis sich der doofe Kolben mal bewegt, dass es nicht möglich ist, dies noch fein zu dosieren. Heisst im Klartext: wenn die Spritze mal losgeht, drückt man gerade mit so viel Kraft auf den Kolben, dass erstmal der halbe Spritzeninhalt auf einmal aus der Spritze schiesst. Stellt man sich am besten wie so ne grosse Wasserpistole vor. Nur halt ohne Wasser, dafür mit Mineralöl. Zieht in Kellerwände und Böden aber nahezu Rückstandsfrei ein. Das Aufziehen und Vorbereiten der Spritzen wurde so recht spannend, aber wenigstens war's unterhaltsam. Zumindest für André, der schien sich prächtig zu amüsieren. Aber Ende gut, alles gut. Nach einigem Fluchen, viel Öl überall und auch etwas in den Bremsleitungen war auch diese Hürde genommen.

Weiter also zum absolut letzten Schritt: Kette drauf. Schon x-mal gemacht. Kette über das Kettenblatt, hinten über's grosse Ritzel, Überstand beachten, ablängen, fertig. Macht man so.

Es sei denn, man hat ein 50 Zähne Ritzel drauf mit einer Verlängerung des Schaltkäfigs. Dann macht man's besser nicht so. Denn sonst schafft es die Kette nicht auf's grosse Ritzel rauf, wenn man die erstmal richtig eingefädelt hat. Ärgerlich.
NOCH ärgerlicher, wenn man gerade keine passenden Nieten da hat, um die Kette wieder entsprechend zu verlängern. Kann man aber kaufen. Sogar im Radladen. Sogar in einem von mir eigentlich geschmähten Laden, aber Lage und vor allem Öffnungszeiten ließen mir keine Wahl. So konnte ich dann Tags darauf die Kette wieder auf ihre Ursprungslänge bringen (es zeigt sich nach einigem Fahren, dass ein Glied wohl wieder raus sollte) und somit die ganze Bandbreite der Kassette nutzen zu können. Bei der Gelegenheit dann auch noch ne blaue Kettenführung montiert ;-)
Kurz: Fahrrad fertig!
Lang: Nicht so ganz fertig vielleicht. Also schon fertig, aber laut. Kein Klappern, aber...Bremsen, die quietschen, als sei man gerade durch nen Bach gefahren. Und das bei furztrockenem Wetter. Hier half, nachdem erneutes Entlüften, versuchsweise andere Scheiben, anziehen aller Verbindungen NICHTS gebracht hatten, dann schlussendlich der Expertenrat: Bremsbeläge anschleifen und Scheiben ordentlich putzen. Vorn quietscht das Ding immer noch etwas, aber ich ignoriere das Mal. Ich höre ja nicht oft auf ihn, aber hier halte ich es mit einem von André's Lebensmottos: "Man ist oft überrascht, wie viele Probleme sich von alleine lösen, wenn man sie nur lange genug ignoriert".

Nun ja. Es ist vollbracht. Und ich bin auch entsprechend stolz. Mein Vater hat mir immer vorgeworfen, "zwei Linke Hände" zu haben. Nach diesem Projekt kann ich sagen: "der Mann hat vollkommen Recht!". Aber - ich hab's trotzdem hinbekommen. Irgendwie. Mit mehr Geduld, besserer Vorbereitung und weniger Dilettantismus wäre vieles sicher besser gelaufen - und vor allem schneller.  Aber wäre es dann so lustig gewesen? Ich denke nicht. Der Einzige, der während der Umbauphase mehr über mich gelacht hat, als ich selbst, ist wohl André. Und was gibt es schöneres als andere Menschen zum lachen zu bringen?
Aber mal im Ernst: Das Rad ist fertig, fährt super, schaltet sauber und ist definitiv ein Unikat. Ich bin zufrieden. Würde ich es nochmal so machen? Auf keinen Fall! 1x11 mit so einem Kettenblatt hinten hat auf nem 29er meiner Meinung nach so gut wie keine Daseinsberechtigung. Würde ich nicht den Hänger mit meinen beiden Kindern drin damit ziehen, mir wäre der leichteste Gang zu leicht (Fussgänger sind schneller!!!), und der schwerste zu lahm. So aber passt es. Solange ich den Hänger ab und an ziehe. Wenn die Kids mal selbst fahren, dann bau ich eben wieder um. Ich kann's ja jetzt. Hör auf, so blöd zu grinsen, André!!!