Bastian hatte die Motorsäge dabei und so war ich guter Dinge dass wir auch zu zweit ordentlich Vorarbeit erledigen konnten.
Auf dem Weg zu unserer Baustelle gingen wir über den Schlussteil von Die Anna, der neuen Strecke die wir vergangenes Jahr eröffnet hatten. Im letzten Streckenabschnitt gibt es dort eine kleine Problemstelle, wo sich nach Regen schnell eine stattliche Pfütze bildet. Diesem Problem hatten sich offenbar ein paar Biker versucht anzunehmen und sie Pfütze mit ein paar Dutzend Stöcken zugelegt...
Das war sicher eine Menge Arbeit und es war auch wirklich gut gemeint, aber seid uns nicht böse wenn wir das dort nicht so machen wollen. Die Stöcke sind instabil, rutschig, wenn es wieder trocken ist stören sie nur und zum Schluss bekommt noch einer so nen Stock zwischen die Speichen. Wir haben die Stöcke also wieder entfernt und werden schauen dass wir der Stelle bald eine richtige Drainage verpassen. Aber wenn ihr euch für Trailbau und Streckenpflege interessiert, kommt doch einfach mal beim nächsten Bautreffen vorbei =)
Danach ging's jedenfalls weiter zu unserer eigentlichen Arbeit. Zuerst bilde ich mir immer gerne erstmal einen Eindruck von der bisher gebauten Strecke und wie sie sich in den letzten Wochen entwickelt hat. Das sah eigentlich alles schon recht gut aus.
Unser erstes Projekt war die Vorarbeit für eine kurze, zusätzliche Line. Quasi ein Shortcut der die bestehende Line zwischen zwei 180°-Kurven auf direktem Weg verbindet und über einen Drop und eine Anliegerkurve wieder zurück auf die eigentliche Strecke führt. Entlang des Trails finden sich jede Menge alter Sandstein-Mäuerchen im Wald und wir sprachen schon lange davon dass ein Drop über eine dieser Mauern im Grunde ein Muss ist =)
Ich hatte schon länger eine Stelle dafür im Blick, aber bislang verhinderten dort einige umgestürzter Bäume jegliche Arbeit. Das änderten wir heute. Bastian schmiss die Motorsäge an und machte sich an die Arbeit die herumliegenden Stämme in Stücke zu schneiden. Ich versuchte währenddessen eine Line nach der Landung zu finden und räumte den Hang von herumliegenden Ästen frei.
Das Problem ist, dass wenn man im rechten Winkel über die Mauer spring, man in einem relativ steilen Gefälle landet. Das ist zwar gut für die Landung, aber selbst wenn man langsam über die Mauer rollt, wird man danach sofort sehr schnell. Was bedeutet dass man ein paar Meter weiter unten einen ordentlichen Anlieger bauen müsste, bevor die Strecke wieder auf die andere Line trifft. Vielleicht sollten wir das tun, denn die Mauer ist wohl am stabilsten wenn man sie so lässt wie sie ist. Wenn wir den Drop schräg über die Mauer führen wollten, müssten wir ein paar Steine versetzen um eine vernünftige Absprungkante hinzubekommen. Dann würden die Steine sicher wackeln, was sie jetzt nicht machen. Da müssen wir vielleicht einfach nochmal mit ein paar mehr Leuten gucken. Jetzt jedenfalls ist alles freigeschnitten und wir können dort arbeiten.
Auf dem Weg zurück schnitt Bastian noch die ganzen Pflöcke ab die unsere Abstützungen halten und schon war der erste Tank leer. Tankstopp! =)
Auch im unteren Streckenabschnitt gab's noch ordentlich Arbeit für die Motorsäge. Ein paar Stämme lagen quer auf der geplanten Line... aber das kennen wir ja bereits.
Trotz der ganzen Hindernisse kamen wir recht gut voran. Aufregend... denn das Ende der Strecke ist mittlerweile nicht mehr weit entfernt. Da hinter den Büschen, wo das Licht herkommt, befindet sich bereits die Wiese auf der unser Trail enden wird =)
Nach einem 3/4 Jahr Arbeit im Wald ein tolles Gefühl. Hätte ich aber die Wahl nochmal so lange dort weiter zu arbeiten aber dafür nochmal die ganzen Höhenmeter zur Verfügung zu haben, würde ich mich trotzdem sofort auf das Geschäft einlassen =)
So weit es unsere Ausrüstung zuließ arbeiteten wir uns durch das Gestrüpp. Der Waldrand ist von einer stattlichen Brombeerhecke gesäumt. Die letzten Meter werden wir daher das nächste Mal mit dem Freischneider erledigen müssen.
Als wir damit also nicht mehr weiterkamen beschlossen wir als Nächstes erstmal Pflöcke zurecht zu schneiden. Die werden wir spätestens beim nächsten Bautreffen gut gebrauchen können. Stämme zum abstützen hatten wir auf unserem bisherigen Weg durch den Wald ja bereits einige produziert. Aber geeignete Holz für Pfosten ist in dem Laubwald rar.
Ich machte mich also auf die Suche nach geeignetem Todholz. Die Stelle an der ich hoffte dünne, gerade Fichtenstämme zu finden war allerdings ein paar Dutzend Höhenmeter weiter oben im Hang. Den Weg dorthin legte ich auf dem bereits erwähnten Trail Die Anna zurück.
Ich hatte schon den ganzen Tag Schwierigkeiten mit meinen Fiveten (die ohne Profil) auf dem feuchten Waldboden Halt zu finden, aber die Steilstücke des Trails waren das Äußerste was heute mit den Schuhen möglich schien. Ohne Zuhilfenahme der Hände war es im Grunde nicht möglich den Hang hoch zu kommen.
Oben fand ich schließlich einen dünnen, etwa sechs Meter langen Stamm der perfekt für ein paar Stützen war. Auf dem Rückweg, der aus gezielten Stammwürfen und hinterherrutschen bestand, kam ich schließlich in DEN gestrigen Regenschauer. Wenn ihr gestern Nachmittag in Trier wart wisst ihr welchen ich meine =)
Innerhalb von dreizig Sekunden glich der Trail einem munter plätschendem Bach. Als ich unter ein paar Bäumen Schutz suchte versuchte mich grade Seb anzurufen. Ich zog mein Handy aus der Tasche und es war unmittelbar so nass, dass ich den Touchscreen nicht mehr bedienen und das Gespräch nicht annehmen konnte...
Die Kletterpartie zurück überforderte meine Schuhe jetzt vollkommen. Mit meinem blöden Stamm herumhantierend schlidderte ich also langsam durch dem Schlamm. Als ich zurück war, den Stamm genervt hingeworfen und Bastian wiedergefunden hatte, der woanders Schutz gesucht hatte, war ich vollkommen durchnässt. Regenpause.
Mittlerweile hatte Seb Bastian erreicht und Bescheid gegeben dass er noch zu uns stoßen wollte...
Nachdem der Regen nachgelassen hatte schnappte sich Bastian die Motorsäge und wir kletterten dorthin zurück wo ich den Stamm gefunden hatte. Das gestaltete sich abenteuerlich. Auch Bastians Arbeitsstiefel fanden kaum noch Halt und der Weg den Hang hinauf war etwa 50 zu 50 mit Lachen und Flüchen gesäumt =)
Dort oben lagen allerdings noch so viele geeignete Stämme dass wir erstmal eine halbe Stunde Stützen sägten.
Unser Haufen wuchs schnell und ich fragte mich bereits wie wir nur jemals das ganze Holz zurück zur Strecke schaffen sollten.
Wir griffen wieder auf die bewährte Kombination aus Werfen und hinterherrutschen zurück und ich muss sagen dass es erstaunlich glatt lief. Apropos glatt... Ich weiß, ich habe es bereits mehrmals erwähnt, aber ihr macht euch keine Vorstellung davon WIE schmierig der Boden mittlerweile war. Auch an unser eigentlichen Baustelle stellte jeder Schritt wortwörtlich eine Herausforderung dar!
Um so glücklicher waren wir als plötzlich Seb auftauchte und für jeden ein Bier dabei hatte! Bierpäuschen! =)
Für den finalen Streckenabschnitt hatten wir uns überlegt, dass wir die letzten Höhenmeter gerne in einer dreifachen Anliegerkombination überbrücken wollen. Wir wollten die Kurven relativ weit halten, damit man sie mit Tempo fahren kann, um danach über eine letzte Rampe auf die Zielwiese zu springen.
Wir verbrachten viel Zeit damit die Kurvenradien provisorisch mit den Pflöcken in den Boden zu zeichnen um die richtige Positionen und Rundungen zu finden. Seb's Erfahrung war dabei eine große Hilfe. Er hatte sehr richtig darauf hingewiesen, dass wir darauf achten mussten, dass nachher zwischen den Kurven keine Graden mehr sind, sondern dass eine Kurve in die nächste übergeht. Das, zusammen mit den offenen Kurvenradien, die erlauben sollen die Kombination flott zu fahren, war ziemlich schwierig.
Mit den Stöcken konnte man es sich einigermaßen gut vorstellen. Hier sieht man die ersten beiden Kurven, danach soll noch eine dritte Kurve die Kombination perfekt machen und zur Rampe am Waldrand führen. Ein spektakuläres Ende für einen tollen Trail! =)
Als wir mit unseren behelfsmäßigen Kurvenskizzen zufrieden waren ging's an die Arbeit. Bastian verfeuerte bereits die dritte Tankfüllung und schnitt uns den Weg frei. Seb und ich begannen die ersten Stützen für die Kurven zu setzten.
Mit den Stämmen die Bastian zersägte konnten Seb und ich bereits die ersten Kurvenelemente abstützen...
Nachdem sich die ersten beiden Kurven allmählich abzeichneten konnten wir zufrieden Feierabend zu machen. Mittlerweile war es Viertel vor Sieben, ohnehin nicht mehr lange bis die Dämmerung einsetzen wird, und wir hatten schließlich alle noch andere Pläne für unseren Samstagabend =)
Durchnässt und schlammig machten wir uns also auf den Heimweg und rutschten vorsichtig aus dem Wald. Wenn man dabei die Hände voller Werkzeug hat ist es noch ein gutes Stück herausfordernder als zuvor. Immerhin der Himmel zeigte sich bereits wieder von einer freundlicheren Seite.