Ich hatte damit gerechnet. Seit Tagen hatten wir den Wetterbericht bereits im Blick und tatsächlich sah es danach aus, dass wir heute wohl keine Sonne zu sehen bekommen würden. Solange es einigermaßen trocken bleibt ist das ja kein Problem, aber ich fürchtete dass es sich einige geneigte Besucher bei einem Blick aus dem Fenster heute anders überlegen würden...
Als Alex und ich am Panzhaus ankamen hing der Nebel tief über dem Hochwald. Der Boden war nass... das bedeutete rutschige Wurzeln. Könnte interessant werden =) Glücklicherweise hatte ich gestern Abend noch rasch mit Alex' Hilfe (und Dichtmilch) meine Laufräder auf tubeless umgebaut. (Was nebenbei übrigens fantastisch funktioniert hatte und innerhalb von einer viertel Stunde erledigt war! Keine Probleme. Nichts kaputt. Keine Dichtmilch auf dem Boden... okay kaum! Überraschend, ich weiß =)
Jedenfalls freute ich mich jetzt mit etwas weniger Luft im Reifen fahren zu können, was bei den Bedingungen sicher ein Vorteil sein würde.
Tim empfing uns wie immer herzlich und jeder bekam erstmal nen Kaffee und ne anständige Schmier! So lässt man sich doch den Start in eine Tour gefallen. Merci Tim! =)
Während wir uns also erstmal unserem zweiten Frühstück widmeten trudelten noch einige Mountainbiker ein, so dass unsere Gruppe trotz dem mäßigen Wetter doch auf zehn Fahrer anwuchs. Darunter sogar ein E-Bike, was unmittelbar für den Austausch besorgt-überraschter Blicke führte =)
Nach den ganzen obligatorischen Akku-Witzchen ging's dann los =) Dank Tims Energiespritze erreichten wir zügig den ersten Trail. Die dreieinhalb Kilometer und hundert Höhenmeter fuhr die Gruppe in einem geschlossenen Pulk und ich hatte bereits da den Eindruck dass es sich um eine konditionell recht ausgewogene Gruppe handeln könnte. Und dieser Eindruck sollte sich bewahrheiten. Erst auf den letzten paar Kilometern streckte sich die Gruppe etwas auseinander.
Bei dem ersten Trail handelte es sich übrigens nicht um eine Abfahrt, sondern um einen etwa einen Kilometer langen, beständig steigenden Wurzelpfad. Alex und ich kennen den Weg mittlerweile sehr gut, da er sehr häufig Bestandteil unserer Touren dort ist. Bei größeren Gruppen sind die ersten Reaktionen auf diesen Weg allerdings oft recht witzig und changieren zwischen Vorfreude und Besorgnis. Solche Wege gibt's um Trier leider nicht (mehr) und hin und wieder sind ortsfremde Biker doch etwas ...sagen wir mal - überrascht. Vor allem da die Strecke tatsächlich ganz gut klar macht was die Tour so für einen bereithalten wird. Denn Wurzeln... Wurzeln gibt's dort wirklich viele. Heute geschah das leider ü b e r h a u p t nicht. Alle Gäste unserer Tour bogen einfach, vollkommen ungerührt, in den Weg ein und folgten uns wortlos auf den ersten holprig-anstrengenden Metern unserer Trailtour. Ein Umstand der im Gegenzug mir sehr deutlich auffiel und mir ganz gut klar machte was die Tour so für mich bereithalten würde =)
Bei der ersten Abfahrt angekommen ließ ich Alex gerne als Ersten abzischen. Alex war vor zwei Wochen aufgefallen dass er in dem dortigen Strava-Segment gar nicht schlecht abgeschnitten hatte und hatte sich vorgenommen dort mal zu gucken was passiert wenn er es drauf anlegt möglichst schnell zu fahren. Kurz darauf bogen auch wir auf den Trail und genossen die ersten negativen Höhenmeter. Leider war auch ich wirklich heiß aufs Biken, so dass hier das Fotomaterial etwas dünn ist.. aber bitte genießt stattdessen diese wunderschönen Landschaftsimpressionen die ich danach mit schlechtem Gewissen noch rasch für euch geknipst hab =)
Nach der längeren Fahrt bergab hatten wir nun erstmal wieder ein paar anstrengendere Anstiege vor uns. Die Traildichte dort erlaubte uns einen Großteil davon wieder auf wurzeligen Pfaden zurückzulegen. Ich bin mir gar nicht sicher ob ich das so machen würde wenn ich dort wohnen würde. Eventuell würde ich dann auch eher so wie zuhause auf breiten Wegen hoch und nur auf den Trails bergab fahren, aber bei solchen Touren gefällt es mir ausgesprochen gut wenn sie ein paar technischere Climbs enthalten. Diese Abschnitte funktionierten bei mir heute übrigens auch recht gut muss ich sagen. Bei einigen Stellen die ich mit Besorgnis näher kommen sah gelang es mir -teils überraschend- kontrolliert über die Wurzeln zu klettern und ich war froh wieder tubeless zu fahren. Traktion - Reaktion =)
Inzwischen waren wir in den tiefhängenden Wolken (oder naja.. sagen wir Hochnebel) angekommen und kämpften uns weiter zur ersten Pause. Ich hatte zwar keinen Hunger, aber wusste dass ich etwas essen sollte. Wie Bastian so richtig sagte... Wenn man leerläuft - Das ist kein Spaß =)
Da ich selbst keine Riegel mehr hatte und wegen dem Feiertag auch keine mehr besorgen konnte war ich, nach der Dichtmilch, auch hier auf Alex' Gnade angewiesen. Selbstlos teilte er seine Vorräte mit mir und rettete mich über die Tour. Alex, Du bist Mensch geblieben. Dafür gibt's ein Sternchen im Blog =)
⭐️
Das ist übrigens der wolkenverhangene, aber mich minder majestätische Blick von Scheiden, der höchste Ort des Saarlands, über den Naturpark Hunsrück-Hochwald. Er ist im Hintergrund zu sehen. Doch, wirklich =)
Danach ging's weiter auf unserer trailigen Runde und es machte wirklich sehr viel Spaß.
Mittlerweile hat sich ein leichter Nieselregen eingestellt und unterstrich stimmungsvoll den epic Adventure-Charakter unseres verrückten Bike-Trips.
Eine weitere Pause später endete der Nieselregen und wurde nahtlos von einem Regenschauer ersetzt. Während wir uns also im kalten Regen einen steilen Weg über eine Wiese hoch kämpften, zusehends nasser wurden und unsere letzten Kraftreserven an das nasse Gras abgaben konnte mich der ganze epic Adventure-Shit mal. Es wurde Zeit zurück zum Panzhaus zu kommen! Ich freute mich bereits darauf vor dem prasselnden Ofen mit dem Après-Ride-Stubbi anzustoßen. Eine Aussicht die beflügelte und uns die Kraft gab die letzten Trails, Wurzeln und Höhenmeter zu überwinden. Danke, Bier =)
Der Rückweg führt uns offenbar in die Richtung aus der der Regen gekommen war, denn die letzten paar Kilometer waren wirklich unfassbar nass. Als wir schnell in einen moosigen Trial einbogen spritzten uns Wasserfontänen entgegen und sorgten auf ein paar Meter Strecke für klatschnasse Shorts. Also.. hinten. Ihr versteht. Bei den paar Grad über Null hätte ich mir das gerne erspart. Immerhin hatten wir unsere Runde so gut wie geschafft.
Als wäre der erhabene Moment des Ankommens (Ja. Trotz nasser Hintern!) nicht genug, hatte Tim uns sogar einen Wasserschlauch bereitgestellt um unsere Bikes abzuspritzen. Man merkt dass Tim selbst fährt =) Mehr bikerfreundlich geht nicht.
Das Kesselgulasch und das Bier, der Ofen und endlich im Warmen zu sitzen sorgten für einen hervorragenden Abschluss unserer fünften Sloth-Runde! Pro-Tipp: Solltet ihr mal mitfahren - nehmt euch Wechselklamotten mit. Nur für den Fall! =)Während wir uns unterhielten wertete Alex seinen Strava-Lauf aus ich muss einräumen dass ihm eine respektable Leistung gelungen war. Dieses Jahr war er der zweitschnellste auf dem Segment, und auf der All-Time-Liste glaube auf Platz Fünf. Nicht schlecht. Zudem bei der Nässe und dem Laub... Naja, allerdings muss man einräumen dass es selbst bei idealen Bedingungen schwer wird auf den Ersten aufzuschließen, der nämlich satte 30 Sekunden schneller war. Was bei einem 3 Minuten-Segment halt einfach ein Sechstel ist. Respekt, unbekannterweise =)
Unsere gesamte Tour fuhren wir übrigens in dreieinhalb Stunden. Was bei den wurzeligen Trails wirklich eine gute Zeit ist für knapp 30km mit 740hm, wie ich finde. Nebenbei, Google Earth berechnet bei dem identischen GPS-Track übrigens 1.070hm, GPSies also deutlich weniger... aber um ehrlich zu sein fühlte es sich auch eher nach den 740hm an.
Insgesamt eine spitzen Tour! Keine Panne. Kein Sturz. Und es hat wirklich ausgesprochen viel Spaß gemacht! Danke an alle dass ihr gekommen seid. Wenn ihr es nur halb so gut fandet wie wir hattet ihr ebenfalls einen spitzen Tag! =)
Hier ist übrigens der Track. Wir sind die Runde im Uhrzeigersinn gefahren, aber ich glaube in der Gegenrichtung ist er nicht weniger gut. Bis zum nächsten Mal =)